…wir nähern uns dem Südpol! 😉
Bei der gestrigen Exkursion in die Umgebung der Hafenstadt Puerto Chacabuco ließen auch die ansonsten hart gesottenen Australier, Schotten und Engländer ihre kurzen Hosen auf dem Schiff. Alle waren warm eingemummelt, die Außentemperatur betrug nur 12 °C. Und das bei nebligem, feuchten Wetter mit vielen Regengüssen, ein für die Gegend übliches Wetter, wie uns Isidora, unser lokaler Guide mitteilte. Umso erstaunlicher, dass die in der Región de Aysén Chiles im Süden Chiles (offiziell Región de Aysén del General Carlos Ibáñez del Campo, vormals XI. Región genannt) stehenden Häuser nur aus Holz und ohne Heizung gebaut sind. Geheizt wird mit Holzöfen, die für eine arge Umweltbelastung der Gegend sorgen. Überhaupt fühlen die Bewohner sich vom Rest Chiles abgehängt und benachteiligt. Die Región de Aysén ist von riesigen, vergletscherten Gebieten, Fjorden und zahllosen Inseln durchzogen und daher gibt es nicht wirklich Straßen in andere Regionen der Republik. Flüge sind teuer, es gibt keine Hochschulen und damit keine guten Ausbildungsmöglichkeiten für die Menschen, selbst nicht in der Hauptstadt Coyhaique. Wenn man – wie Isidora – studieren will, muss man den Weg mit dem Flugzeug nach Santiago de Chile oder in andere Universitätsstädte in Kauf nehmen. In der XI. Región leben auf einer Fläche von etwas mehr als 108.000 km² etwa 103.000 Einwohner, die sich zu knapp 80 % auf wenige urbane Zentren konzentrieren. Kurz: In der XI. Región Chiles ist der Hund begraben!
Da waren wir als erstes Kreuzfahrtschiff, das die Region in dieser Sommersaison besucht, eine willkommene Abwechslung. Das Einkommen der Menschen generiert sich nicht so sehr aus dem Tourismus, als viel mehr aus der Landwirtschaft. Im Sommer sind eine überschaubare Anzahl von hauptsächlich einheimischen Wander-Touristen und Anglern in der Gegend. Im Winter liegt in dieser Region zwar viel Schnee, doch spielt der Wintersport wegen fehlender landschaftlicher Möglichkeiten keine Rolle. Es gibt schlicht keine Hänge, die man mit Skiern runterfahren könnte.
Wir besuchten einen Wasserfall, von denen es hier reichlich gibt, die aber meist nicht zugänglich sind, weil sie in unerschlossenen Bergregionen liegen. Weiterhin führte uns unser Weg in einen kleinen Nationalpark mit einer schönen Ausstellung über Fauna und Flora der Region. Die Stadt Coyhaique konnten wir leider nicht besuchen, da dort Demonstrationen mit Straßensperren angekündigt waren. Überhaupt ist Chile derzeit politisch nicht stabil, es brodelt an vielen Orten. An etlichen Kreuzungen, die wir bei unseren Exkursionen in Chile passierten, konnten wir die Überreste verbrannter Reifen erkennen, die nur notdürftig auf Seite geschafft waren. Die verbrannten Stellen auf dem Asphalt zeugten noch von den Krawallen der letzten Wochen.